Ohel Hachidusch ist eine europäische Initiative von Jüdinnen und Juden,
die richtungsübergreifend aus der Tradition schöpfend Wege in die Moderne sucht.
Ohel - das Zelt ist ein Symbol des Unterwegs-Seins. So wie die Bnej Jissrael
durch die Wüste zogen, so sind wir unterwegs in die moderne Welt.

Die Schoa hat einen unüberwindbaren Riss in unserer Geschichte hinterlassen.
Alte Strukturen haben sich verändert, europäische Grenzen sind gefallen,
andere wurden errichtet. Die moderne Wissenschaft stellt uns ethische Fragen,
Familienstrukturen entstehen völlig neu.

Wir Europäerinnen und Europäer suchen nach Wegen, um uns diesen
Herausforderungen zu stellen.


Und wie stellen wir uns diesen Herausforderungen?
Ein Beitrag von Deborah Williger aus ihrem Praktikumsbericht bei Ohel Hachidusch:

Gründungsjahr für die Jüdische Gemeinde in Berlin „Ohel Hachidusch“, übersetzt „Zelt der Erneuerung“, war das Jahr 2007. Ohel Hachidusch wurde als unabhängige Betergemeinschaft, als Verein gegründet. Dem gehören derzeit 38 Mitglieder mit 18 Kindern an. Ohel hat einen Freundeskreis von ca. 250 Mitgliedern weltweit. Gottesdienste finden regelmäßig in einem angemieteten Raum in Berlin nahe Bundesplatz, statt, für den die Gemeinde ein Teilnutzungsrecht gemietet hat. Zweimal im Monat werden dort am Schabbat Gottesdienste gehalten. Die Gemeinde versammelt sich außerdem zu weiteren Anlässen und Feiertagen. Regelmäßig treffen sich sonntags einige Gemeindemitglieder, um im Garten in Berlin Gatow zu arbeiten. Die Gemeinde sieht sich nicht einer bestimmten religiösen Ausrichtung verpflichtet. Sie besteht aus einem egalitären Minjan und sie schließt patrilineare Juden ein und bildet damit eine Ausnahme innerhalb der jüdischen Gemeinden Deutschlands. Der Ritus schöpft aus der jüdischen Tradition, folgt dem aschkenasischen Nussach unter Einbeziehung von Elementen der jüdischen Mystik und nimmt neue Elemente wie Chanten und teilweise Begleitung mit Instrumenten in die Liturgie auf. Die in USA durch die Jewish Renewal Ausbildungsstätte „ALEPH“ ordinierte Kantorin Jalda Rebling führt die Berliner Gemeinde seit Anbeginn durch das jüdische Jahr. Die Exegese der Schriften findet der heutigen Zeit gemäß statt und verbindet damit Tradition mit Moderne.
 
Rabbiner Zalman Schachter-Shalomi, sel. A., der die „Jewish Renewal“ - Bewegung in den USA begründete, war auch ein wertvoller geistiger Wegbereiter für Ohel Hachidusch. Dabei soll ein lebendiges Judentum, dem seit je ein steter Prozess des Wandels immanent ist, fortgeführt werden. In Deutschland musste aufgrund der Schoa jede jüdische Erneuerung "aus dem Nichts“ aufgebaut werden. „Bei Ohel geht es darum, Freude im und am Judentum zu finden, so dass es für jeden und jede gelebtes Judentum sein kann“ (Anna Adam, Vorstandsvorsitzende der Gemeinde).